Stein
Braucht das Sisslerfeld einen Bahnhof? Am Forum wird eifrig über die Zukunft der Industriereserve diskutiert

Mit Hochdruck wird an der künftigen Gestaltung des Sisslerfelds gearbeitet. Beim Forum Sisslerfeld stellten die Planerinnen und Planer nun den aktuellen Sachstand zur Entwicklung der wichtigsten freien Industriefläche im Kanton dar. Die Teilnehmenden konnten beim anschliessenden Workshop ihre eigenen Ideen, Anregungen und Befürchtungen einbringen.

Horatio Gollin
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Für den Kanton ist das Sisslerfeld eine wichtige strategische Landreserve – und auch die lokale Bevölkerung interessiert stark, was hier geplant ist.

Für den Kanton ist das Sisslerfeld eine wichtige strategische Landreserve – und auch die lokale Bevölkerung interessiert stark, was hier geplant ist.

Valentin Hehli

Aufgrund der Coronapandemie waren die geplanten Foren zum Sisslerfeld, der wichtigsten freien Industriefläche im Kanton, im vergangenen Dezember und Januar abgesagt und stattdessen eine Online-Veranstaltung durchgeführt worden. Nun holten die vier Gemeinden Eiken, Münchwilen, Sisseln und Stein das Forum Sisslerfeld im Saalbau Stein nach, damit sich auch diejenigen einbringen konnten, die nicht an der Online-Veranstaltung teilnehmen konnte.

Rund 70 Interessierte aus den vier Gemeinden und dem deutschen Bad Säckingen waren der Einladung gefolgt. «Ich finde es gut, dass ihr euch für die Umgestaltung des Sisslerfelds interessiert», begrüsste der Steiner Gemeindeammann Beat Käser die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Stossrichtung soll verfeinert werden

Die Veranstaltung moderierte Eva Gerber, Projektleiterin bei der Firma Kontextplan AG. Sie führte aus, dass 2020 mit der Testplanung begonnen wurde und aus verschiedenen Entwürfen eine Stossrichtung entwickelt wurde, die mit der Bevölkerung verfeinert werden soll. Von 200 Hektaren Arbeitszone gelten noch 80 Hektaren als Reserve. Kantonsplaner Daniel Kolb verwies auf das grosse Arbeitsplatzpotenzial des Sisslerfelds und sagte:

«Ohne Übertreibung hat das Gebiet kantonale Bedeutung, vielleicht sogar nationale Bedeutung.»

Richard Zickermann von der Firma TBF + Partner AG führte aus, dass mit der Entwicklung des Gebiets zugleich Arbeitsplätze und Einnahmen generiert würden, während der Verkehr handhabbar bleiben und auch Ökologie, Biodiversität und Energienachhaltigkeit berücksichtigt werden sollen.

70 Prozent der Arbeitnehmenden nutzen das Auto

Zur effizienten Erschliessung soll eine Strasse als Südspange gebaut werden, auf der nur der öffentliche Verkehr sowie Velos fahren dürfen. Zudem soll ein von Nord nach Süd reichender Grüngürtel erhalten werden. Katrin Schönenberger von der Verkehrsplanung des Kantons erläuterte die Entwicklung der Verkehrszahlen.

Am Forum Sisslerfeld konnten sich Interessierte über den aktuellen Stand austauschen und selbst Inputs geben. Im Bild Moderatorin Eva Gerber.

Am Forum Sisslerfeld konnten sich Interessierte über den aktuellen Stand austauschen und selbst Inputs geben. Im Bild Moderatorin Eva Gerber.

Horatio Gollin

Heute nutzen 70 Prozent der Arbeitnehmenden im Gebiet das Auto für den Arbeitsweg. Dieser Anteil soll durch Massnahmen wie den Ausbau des öffentlichen Verkehrs und des Velonetzes auf 55 Prozent gesenkt werden.

Auf einer am Boden ausgelegten, grossen Karte des Sisslerfelds veranschaulichte Tim van Puyenbroeck von der Firma Kontextplan die Ausführungen der Referentinnen und Referenten, bevor die Teilnehmenden für die Workshopphase in zwei Gruppen eingeteilt wurden.

Wunsch nach einem zusätzlichen Bahnhof

An der Karte konnten die Teilnehmenden der ersten Gruppe Kärtchen auslegen, wo sie Probleme sehen oder was ihnen gefällt. Gelobt wurden etwa neue Velowege und Bahnverbindungen, als Probleme wurden Wildtierkorridore sowie die Zunahme an Autoverkehr angeführt, gewünscht wurde ein Bahnhof für das Sisslerfeld.

Die Teilnehmenden der zweiten Gruppe nahmen einen Perspektivwechsel vor, um die Entwicklung des Gebiets aus der Perspektive einer jungen Person, eines Unternehmens beziehungsweise eines Arbeitnehmers, einer Anwohnerin oder eines Grundstückeigentümers zu durchdenken. Die Ergebnisse wurden auf Flipcharts festgehalten. Nach etwa 20 Minuten wechselten die zwei Gruppen.

Auf einer Karte konnten die Teilnehmenden mögliche Problempunkte und Vorteile markieren.

Auf einer Karte konnten die Teilnehmenden mögliche Problempunkte und Vorteile markieren.

Horatio Gollin

Im Plenum wurden die Ergebnisse des Perspektivwechsels vorgestellt. Befürchtungen waren etwa, dass Charakter von Rhein und renaturiertem Bustelbach verschwinden, Betonklötze entstehen oder neue steuerliche Abgaben auf Grundstückeigentümerinnen und Grundstückseigentümer zukommen könnten.

Workshop eröffnete neue Perspektiven

Als Vorteile wurden etwa kürzere Arbeitswege, zusätzliche Lehrstellen und neue Outdoor-Angebote angeführt. Gerber versprach, dass alle Ergebnisse festgehalten und bei der weiteren Planung berücksichtigt würden.

Gemeindeammann Beat Käser befand, dass sich durch den Workshop neue spannende Perspektiven aufgetan hätten. Er kündigte an, dass am 15. Juni das nächste Forum Sisslerfeld wieder im Saalbau stattfindet und rief dazu auf, sich auch weiterhin einzubringen, um das Sisslerfeld zu einer guten Sache zu entwickeln.