Stein
«Der ÖV ist schon da, bevor die neuen Jobs kommen» – so will der Kanton den drohenden Verkehrskollaps im Sisslerfeld abwenden

Im Sisslerfeld liegt die grösste Arbeitszone des ganzen Kantons. Die grosse Herausforderung dabei: einen Verkehrskollaps zu verhindern, wenn Tausende Arbeitsplätze entstehen. Obwohl mit Bachem die nächste Grossansiedlung wohl erst 2028 kommt, wird die ÖV-Anbindung des Gebiets schon Ende Jahr besser. Dann fahren mehr Busse. Und ab Ende 2025 halten auch mehr Züge.

Hans Christof Wagner
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Auch der Standort von Syngenta in Stein gehört zum Sisslerfeld. Dort fand jetzt der Unternehmens-Apéro des Kantons statt.

Auch der Standort von Syngenta in Stein gehört zum Sisslerfeld. Dort fand jetzt der Unternehmens-Apéro des Kantons statt.

Bild: zvg

Im Sisslerfeld liegt die grösste Arbeitsplatzzone des Aargaus. «Sie soll eine Erfolgsgeschichte für alle werden.» So hiess es in einer Einladung des Kantons. Eingeladen wurde zu einem Apéro in die Räume des Agrochemieriesen Syngenta in Stein. Und mehr als 100 Personen aus der Fricktaler Politik und Wirtschaft kamen.

Beim Apéro gab es Neuheiten und er diente auch dazu, sich zu vernetzen: Alteingesessene wie eben Syngenta mit denen, die im Sisslerfeld Neuzuzüger sind. Oder mit denen, die noch kommen werden, wie das Baselbieter Biochemie-Unternehmen Bachem. Dessen dritter Schweizer Standort wird auf Eiker Gemarkung den Betrieb aufnehmen, wohl ab 2028. Und dort zunächst mit 500 neuen Jobs starten.

Der Einladung zum Unternehmens-Apéro Sisslerfeld in die Firmenräume von Syngenta in Stein folgten viele.

Der Einladung zum Unternehmens-Apéro Sisslerfeld in die Firmenräume von Syngenta in Stein folgten viele.

Bild: Hans Christof Wagner

2019 hat der Kanton die Gebietsentwicklung des Sisslerfelds in die Hand genommen. «Der Verkehr war vom Start an das Dauerthema», sagte in Stein Richard Zickermann, Projektleiter Gebietsentwicklung.

Kein Verkehrskollaps – trotz 15’000 Jobs

Und auch am aktuellen Anlass ging es wieder um den öffentlichen Verkehr und darum, wie dieser aufgestellt sein wird. Auf dass der ab 2040 zu erwartende Vollausbau des Sisslerfelds mit dann 15’000 Jobs zu keinen Verkehrskollaps führt.

Das war der Part von Jürg Bitterli, Projektleiter öffentlicher Verkehr im kantonalen Baudepartement. Aber nicht die zur Abstimmung vorliegende S1 war sein Thema, vielmehr ging es um die Busse. Ab 2024 werde es stündliche Direktbusse zwischen den Bahnhöfen Laufenburg und Stein-Säckingen geben, führte er aus. Hinzu kommen Busse, die in den Hauptverkehrszeiten im 30-Minuten-Takt zwischen Laufenburg und Stein-Säckingen mit einem Schlenker nach Kaisten verkehren. Ziel ist es, in Stein-Säckingen Anschluss an S-Bahn oder IR nach Basel zu bekommen.

Beim Unternehmens-Apéro galt es auch ins Gespräch zu kommen, hier Richard Zickermann (links) und Daniel Kolb.

Beim Unternehmens-Apéro galt es auch ins Gespräch zu kommen, hier Richard Zickermann (links) und Daniel Kolb.

Bild: Hans Christof Wagner

Eine neue Buslinie, auch im Stundentakt, soll zwischen Frick und Stein-Säckingen fahren und ebenso das Sisslerfeld anbinden. Ziel dort: Anschluss an die IR-Züge nach Zürich an den Bahnhöfen Frick und Stein-Säckingen.

Innerhalb von Stein wird das Postauto ab 2024 über die Münchwilerstrasse fahren und damit die auch durch den Grenzverkehr stark belastete Schaffhauserstrasse meiden. Hintergrund für die Umstellung ist auch die Anbindung der neuen Kantonsschule, die in Stein mit einem Provisorium ab August 2025 startet.

Kanton baut auch auf die deutsche Hochrheinbahn

Zusätzliche IR-Halte am Bahnhof Stein-Säckingen kündigte Bitterli für Ende 2025 an. Auch auf die Elektrifizierung der deutschen Hochrheinbahn baut der Kanton. Sie werde ab Ende 2027 zu einem Mehrangebot an Zügen führen. Zusätzliche Buslinien sind laut Bitterli ab 2028 im Einsatz, wenn sich das Unternehmen Bachem auf dem Sisslerfeld niedergelassen hat. Bitterlis Fazit: «Der ÖV ist schon da, bevor die neuen Jobs kommen.» Und: «Von jedem Zug besteht ein Busanschluss.»

Aktuell fahren laut Bitterli nur zehn Prozent der Sisslerfeld-Mitarbeitenden mit dem öffentlichen Verkehr zur Arbeit. «Das muss mehr werden», unterstrich er. Auch wenn es, wie Kantonsplaner Daniel Kolb sagte, wohl kaum gelingen wird, alle zum Umstieg zu bewegen.