Mittleres Fricktal
Online-Umfrage: Mehr als zwei Drittel stehen hinter der Sisslerfeld-Entwicklung

80 verwertbare Eingaben gingen ein. Über alle acht Stossrichtungen gesehen, sind 43 Prozent davon sehr, weitere 28 Prozent eher überzeugt. Sorgen bereitet der Verkehr. Gemäss der Befragten soll vor allem der Verkehr durch die Dörfer unterbunden werden.

Thomas Wehrli
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Das Sisslerfeld bietet Platz für mehrere tausend Arbeitsplätze.

Das Sisslerfeld bietet Platz für mehrere tausend Arbeitsplätze.

Bild: Gerry Thönen/FRI

Die Gebietsentwicklung im Sisslerfeld gleicht einem Puzzle, wo die verschiedensten Teile ineinandergreifen müssen, damit es am Schluss ein Ganzes ergibt.

Ein Puzzlestück ist die Arrondierung des Industrieareals, um es besser entwickeln zu können. Hier will der Kanton eine aktive Rolle einnehmen: Der Regierungsrat beantragt dem Grossen Rat, sechs Hektaren Land für knapp 20 Millionen Franken zu kaufen und es für weitere sechs Millionen Franken zur Marktreife zu bringen. Danach soll das Land zu Marktpreisen verkauft werden.

Mehrverkehr als sensibles Thema

Ein zweites Puzzlestück ist der Einbezug der Bevölkerung. Denn die weitere industrielle Nutzung des Sisslerfeldes – 80 der rund 200 Hektaren sind aktuell noch ungenutzt – wird zwar mehrere tausend Arbeitsplätze bringen, die Region zugleich aber auch einschneidend verändern. Der Mehrverkehr ist dabei ein Thema, das besonders sensibel ist – zumal die Strassen im Stossverkehr bereits heute stark belastet sind.

Um dieses zweite Puzzlestück besser verorten zu können, um besser fassen zu können, was die Bevölkerung zu den erarbeiteten acht Stossrichtungen zum Entwicklungsschwerpunkt Sisslerfeld – er ist die wichtigste freie Industriefläche im Kanton – denkt, führten die Verantwortlichen im Sommer eine Online-Umfrage durch.

Die meisten Antworten stammen von Männern

Die Resultate liegen nun vor. Insgesamt gingen 80 verwertbare Eingaben ein. Zwei Drittel der Fragebogen wurden dabei von Personen ausgefüllt, die in einer der vier Sisslerfeld-Gemeinden Eiken, Münchwilen, Sisseln oder Stein wohnen – also von direkt Betroffenen. Fast drei Viertel der Antwortenden waren Männer, die meisten Antworten stammen aus der Altersgruppe der 46- bis 64-Jährigen.

Die Beteiligung an der Umfrage ist damit überschaubar. «Natürlich wäre es schön gewesen, 300 oder noch mehr Antworten zu erhalten», sagt Eva Gerber, Projektleiterin Kommunikation und Partizipation für die Gebietsentwicklung. Sie weiss aber auch:

«Das wäre aber kaum realistisch gewesen, da die Leute stark mit anderen Sachen beschäftigt sind.»

Deshalb freue man sich umso mehr, dass sich rund 80 Personen die Zeit genommen und vollständige Eingaben gesendet haben.

Über alle acht Stossrichtungen gesehen, sind 43 Prozent davon sehr, weitere 28 Prozent eher überzeugt. Gar nicht überzeugt sind neun, eher weniger überzeugt weitere acht Prozent. Bei den restlichen zwölf Prozent resultierte ein «weder noch».

Gross ist die Zustimmung in den vier Sisslerfeld-Gemeinden

Was auffällt: Gross ist die Zustimmung zu den Stossrichtungen mit rund 75 Prozent vor allem in den vier Sisslerfeld-Gemeinden, was für die weitere Bearbeitung durchaus positiv zu werten ist. Auch die Befragten aus Bad Säckingen und ausserhalb des Kantons Aargau sind mehrheitlich von den Stossrichtungen überzeugt.

Es macht dabei durchaus Sinn, auch die grenznahen Gebiete in den Prozess einzubeziehen. Denn viele, die heute im Sisslerfeld arbeiten, wohnen in Deutschland. Dies wird nach dem Ausbau des Sisslerfeldes nicht anders sein.

Eher kritisch stehen die 17 Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer aus dem übrigen Kanton Aargau den Stossrichtungen gegenüber. Der Auswertungsbericht hält fest:

«Nur knapp die Hälfte von ihnen ist jeweils überzeugt.»

Wirft man einen Blick in die Ergebnisse der einzelnen Stossrichtungen, so fallen zwei Werte auf: Der Bereich «Zusammenarbeiten, Spielregeln definieren» erhält die höchste Zustimmungsrate; über 80 Prozent sind überzeugt, dass diese Stossrichtung richtig und wichtig ist. Sie besagt, dass der Erfolg der weiteren Entwicklung von der Zusammenarbeit abhängt und dass ein Ausgleichsmechanismus für die Vor- und Nachteile – auch über den Rhein hinweg – wichtig ist.

65 Prozent Zustimmung zur ­Stossrichtung Verkehr

Am wenigsten überzeugt sind die Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer von den Stossrichtungen «Treffpunkte gestalten» (Zustimmung: 63 Prozent) und «Den Verkehr ortsverträglich machen» (65 Prozent).

Bei der Verkehrsfrage sind insbesondere die direkt Betroffenen kritisch, also die Einwohnerinnen und Einwohner der vier Sisslerfeld-Gemeinden. «Fast ein Drittel von ihnen ist von der Stossrichtung nicht überzeugt, insbesondere Befragte aus den Gemeinden Eiken und Stein», heisst es dazu im Bericht. Diese beiden Gemeinden leiden bereits heute stark unter dem Verkehrsaufkommen.

Insgesamt machten zum Thema Verkehr auch 21 Befragte Bemerkungen. Der Auswertungsbericht bilanziert:

«Bei den eingegangenen Bemerkungen aus den Sisslerfeld-Gemeinden geht es mehrheitlich um das Bedürfnis, den Verkehr durch die Dörfer zu unterbinden und allgemein den Pendlerverkehr zu reduzieren.»

Die Aussicht auf Massnahmen werde zwar begrüsst, «es wird jedoch mehr erwartet als Temporeduktionen». Für Einzelne ist die Stossrichtung zudem zu wenig konkret. In den Kommentaren aus dem übrigen Kanton Aargau und Bad Säckingen wird vor allem die Rheinbrücke in Sisseln und der ÖV-Ausbau als Notwendigkeit angemerkt.

Nächster Schritt: Ein behördenverbindlicher Sachplan

Das Ergebnis der Umfrage sieht die Projektleitung als erstes Stimmungsbild an. «Geplant ist nun, dass die vier Gemeinden zusammen einen behördenverbindlichen regionalen Sachplan ESP erstellen», blickt Gerber voraus.

Die Partizipation – also die Befragung, die Foren und der Beirat – würden der Meinungsbildung dienen «und dazu, nicht an der Bevölkerung vorbei zu planen». Das Ziel ist, so Gerber, den ESP so auszugestalten, «dass er den Anliegen der Bevölkerung, der Grundeigentümer und Unternehmen sowie der Umwelt gerecht wird».

Die Projektorganisation nimmt den Grundsatz der Partizipation ernst. Sie lädt deshalb die Bevölkerung der Sisslerfeld-Gemeinden sowie von Bad Säckingen in den nächsten Wochen zu fünf Diskussionsforen ein.