Es geht was im Sisslerfeld

  02.01.2023 Fricktal

Meilensteine im grossen Industrieareal

Nur eine kleine Fläche des grossen Industrieareals Sisslerfeld ist aktuell bebaut. Um das zu ändern, spannen die vier Standortgemeinden Sisseln, Eiken, Stein und Münchwilen sowie der Planungsverband Fricktal Regio und der Kanton Aargau zusammen. Im Gespräch mit der NFZ erklärt Daniel Kolb, Abteilungsleiter Raumentwicklung beim Kanton, was sich in diesem Jahr alles getan hat.

Susanne Hörth

NFZ: Herr Kolb, welches sind aus Ihrer Sicht die Meilensteine bei der Gebietsentwicklung Sisslerfeld in diesem Jahr?
Daniel Kolb:
Für mich waren zwei Meilensteine zentral: Am 18. Januar stimmte der Grosse Rat mit deutlicher Mehrheit dem Kauf von gut 6 Hektaren Land in der Arbeitszone im Sisslerfeld zu. Der Kanton investiert rund 20 Millionen Franken in den Kauf von Land und bestätigt damit, dass er vom Potenzial im Sisslerfeld überzeugt ist.

Und erfreulicherweise gelang darauf Anfang Oktober die Ansiedlung einer neuen Produktionsstätte der Firma Bachem im Gebiet südlich der DSM. Dies ist erneut eine Bestätigung, dass die Gebietsentwicklung des Entwicklungsschwerpunkts Sisslerfeld gut unterwegs ist. Bachem will in einer ersten Phase rund 750 Millionen Franken investieren und rund 500 Arbeitsplätze schaffen. Die Firma passt hervorragend ins Sisslerfeld, das zu einem Life Science-Cluster entwickelt werden soll.

Bachem sorgt also für eine Beschleunigung bei der Entwicklung im Sisslerfeld?
Der Entscheid der Firma Bachem beschleunigt sicher die Erschliessung des südlich der DSM gelegenen Gebiets. Zum Glück waren wir konzeptionell schon so weit vorbereitet, dass klar war, wie die Erschliessung erfolgen soll, nämlich mit einer neuen Strasse ab der Kantonsstrasse 295 (Laufenburgerstrasse), die wir Südspange nennen. Die Ansiedlung beschleunigt nun die konkrete Planung und Realisierung dieser kommunalen Erschliessungsstrasse.

Für diese Südspange muss die künftige Bachem-Standortgemeinde Eiken tief in die Tasche greifen. Fast 11 Millionen Franken ist viel für die kleine Gemeinde. Sie wird sich dafür verschulden müssen. Über ihre Beteiligung an den Kosten wurde die Eiker Bevölkerung «nur» informiert, darüber abstimmen konnte sie nicht. Warum das?
Die Erschliessung von Land in der Bauzone ist für die Gemeinden eine gesetzliche Pflicht. Es passiert immer wieder, dass Gemeinden dieser Pflicht erst nachkommen, wenn die Grundeigentümer die Erschliessung verlangen. Dies ist nun der Fall. Die Gemeinde hat keine Wahl mehr, einen Kredit zu sprechen oder diesen sogar abzulehnen. Die Erschliessung ist quasi überfällig, weshalb sie keinen Entscheidungsspielraum mehr hat. Sie muss umgehend ihre Erschliessungspflicht erfüllen. Das Gebiet südlich der DSM ist eine riesige Fläche, weshalb die Erschliessungskosten recht hoch sind. Es deuten aber alle Zeichen darauf hin, dass sich die nun fällige Vorleistung der Gemeinde mittel- und langfristig auszahlen wird.

Weshalb müssen sich die anderen Sisslerfeld-Gemeinden nicht an den aktuell mit 25,8 Millionen Franken veranschlagten Kosten der Südspange beteiligen? Profitieren werden sie ja auch davon.
Solange die Gemeinden weder fusioniert sind noch sonst eine gemeinsame Organisation gegründet haben, gilt das Prinzip, dass jede Gemeinde die Kosten auf ihrem Gebiet trägt. Die Fortsetzung der Südspange nach Westen wird deshalb die Gemeinde Münchwilen zu bezahlen haben, bei einer allfälligen Fortführung bis nach Stein wird Stein zahlungspflichtig. Das Beispiel der Südspange zeigt, dass die Gründung einer gemeinsamen Trägerschaft für Kosten und Nutzen natürlich auf der Hand liegt und diskutiert werden muss.

Wie sieht hier der Zeitfahrplan bei der Südspange aus?
Die Vorbereitungsarbeiten laufen auf Hochtouren. Wir rechnen damit, dass die Strasse 2025/2026 gebaut wird und 2027 in Betrieb geht.

Das bereits heute hohe Verkehrsaufkommen belastet die  Gemeinden in und um das Sisslerfeld. Wie stehen da die Planungen?
Es sind diverse Projekte in Bearbeitung. Genaue Angaben über die Realisierung sind noch nicht möglich. Ein Teil der Massnahmen wird voraussichtlich ins Agglomerationsprogramm der 5. Generation integriert. Das bedeutet, dass dafür auch Bundesgelder fliessen sollten. Dabei besteht das Ziel, den Anteil des öffentlichen Verkehrs, des Fuss- und Veloverkehrs am Gesamtverkehr zu erhöhen. Alle beteiligten Fachstellen sind sich sehr bewusst, dass die Abwicklung des Verkehrs für die Bevölkerung das wichtigste Thema ist.

Was läuft aktuell sonst noch beim Sisslerfeld?
Es laufen Teilprojekte, Studien und Abklärungen in verschiedensten Bereichen. So haben wir eine Studie gestartet, die sich mit dem Thema Hochbahn befasst. Diese Idee stammt ja aus der Bevölkerung und soll vertieft untersucht werden. Das Gebiet soll wirklich zukunftsorientiert entwickelt werden. Deshalb laufen Abklärungen zum Beispiel hinsichtlich Energie, Biodiversität und Klima. Zusammen mit Fricktal Regio wird die Frage bearbeitet, wo und wie die Menschen im Fricktal wohnen könnten, die künftig im Sisslerfeld arbeiten. Je mehr Arbeitnehmende in der Nähe wohnen und mit dem Velo zur Arbeit fahren können, je positiver wirkt sich dies auf den Verkehr aus. Das Sisslerfeld soll aber nicht nur zum Arbeiten attraktiv sein, sondern auch für die Erholung und Freizeit der Menschen in den umliegenden Gemeinden. So war sehr erfreulich, wie viele Leute am Projektwettbewerb mitgemacht und gute Ideen eingebracht haben.


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